Seniorenvertretung: Augen auf beim Abschluss von Pflegeverträgen

Ach, du Schreck – nun ist es passiert! Lange befürchtet und jetzt eingetroffen. Ein Mitglied der Familie oder der Ehepartner benötigt dringend der Pflege. Die Pflegestufe wurde korrekt ermittelt und nun muss Hilfe her. Ist der Partner oder eines der erwachsenen Kinder als pflegende Kraft auserkoren worden – dann wird es für den/die Betreffende hart. Das eigene Leben liegt für vermutlich längere Zeit erst ein Mal auf Eis… Denn, der zu Pflegende muss neben vielen anderen Dingen gewaschen,
gehoben – kurzum rundum versorgt werden. Das zehrt an den Kräften, denn meist bleibt auch noch der gesamte Haushalt an der Pflegekraft hängen. Von dem anstehenden Schriftwechsel mit Behörden, Krankenkasse, Arztterminen usw. gar nicht erst zu reden. Doch zum Glück gibt es Hilfsmöglichkeiten. Nehmen Sie deshalb diese in Anspruch, ehe Sie selbst am Boden liegen, aber Augen auf, was Sie mit wem abschließen! Sie können ambulante Pflegedienste zu bestimmten Terminen in der Woche buchen – oder bei Bedarf auch mehrmals täglich. Also schauen Sie ins Internet oder kontaktieren Sie den zuständigen Pflegestützpunkt und bitten diesen um Unterstützung, denn dies muss in jedem Fall ein zugelassener Dienst sein, sonst zahlt die Pflegekasse nicht die eingereichten Rechnungen. Bei Bedarf sind auch wir, die Mitglieder der Seniorenvertretung Charlottenburg-Wilmersdorf für Sie da, um Sie zu
unterstützen. Aufgemerkt: Das Pflegegeld von der Pflegekasse ist dafür da, damit die Kosten des ambulanten Pflegedienstes beglichen werden können. Sollte das gezahlte Geld nicht ausreichen, müssen Sie den Rest selbst zuzahlen, können diese Summe aber bei der Steuererklärung geltend machen. Thema 24-Stunden-Pflege:
24-Stunden-Pflege ist ein gängiger Begriff, aber natürlich arbeiten auch diese Pflegekräfte nur 8 Stunden täglich. In der Regel betreuen zwei Pflegekräfte die zu betreuende Person im Drei-Monats-Wechsel. Voraussetzung dafür: Der Pflegekraft muss ein Zimmer in der Wohnung zur Verfügung gestellt werden inkl. Bett und Schrank und aller anfallenden Mahlzeiten. Diese Pflegekräfte werden in der Regel über Agenturen vermittelt. Schauen Sie unter www.pflegehilfe.org und vergleichen Sie sorgfältig.
Sollten Sie privat jemanden engagieren – werden Sie Arbeitgeber! Mit allen Rechten und Pflichten, die dazu gehören. Sie müssen sämtliche Sozialleistungen tragen! Besser Sie informieren sich vorher bei einem Anwalt für Arbeitsrecht und lassen diesen den Vertrag entwerfen. Osteuropäische Pflegekräfte werden gerne gebucht, aber oft „schwarz.“ Fast jeder kennt jemanden, der „super“ von diesen Pflegekräften betreut wird. Und das stimmt auch in den meisten Fällen – ohne Frage.
Doch „Schwarzarbeit“ bleibt „Schwarzarbeit“! Und der Ärger, den man sich damit einhandelt, wenn es auffliegt ist auch nicht ohne. Wenden Sie sich besser an eine Agentur, die diese Kräfte ordentlich vermittelt. Doch dieses Pflegemodell wird von den Kassen nicht so gut finanziert, deshalb kommt es oft zu rechtlichen Problemen. Seien Sie also klug und besonnen: Behalten Sie den zu Pflegenden im Auge, aber achten Sie auch auf ihr Geld.

Autorin: Jutta Riemann