Neues Netzwerk für eine sichere und gewaltfreie Pflege

Mit zunehmendem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit, aufgrund von Krankheiten pflegebedürftig zu werden und im Alltag auf Hilfe angewiesen zu sein. Wir alle werden uns früher oder später mit diesem Thema befassen müssen – sei es als Menschen mit Pflegebedarf oder deren Angehörige.
Pflegebedürftige Menschen sind aufgrund der Abhängigkeit von ihren Pflegepersonen sehr verletzlich. Sie können sich oftmals nicht zur Wehr setzen oder Hilfe einschalten, wenn es demütigende oder sogar gewalttätige Augenblicke gibt. Für die Betroffenen ist es ebenso belastend, wenn die notwendige Fürsorge und Unterstützung ausbleibt. Studien zeigen, dass solche Situationen in der Pflege weit verbreitet sind. Dabei wird zwischen folgenden sogenannten Misshandlungsarten unterschieden:
• Seelische Misshandlung (z.B. Anbrüllen, Enthalten von Zuwendung)
• Körperliche Misshandlung (z.B. Schlagen, Fesseln, Verbrühen)
• Sexualisierter Missbrauch (z.B. anzügliche Bemerkungen, unangemessenes Berühren im Intimbereich)
• Vernachlässigung (z.B. zu wenig Flüssigkeitszufuhr)
• Finanzieller Missbrauch (z.B. Aberkennen der Entscheidungskompetenz bei Geldangelegenheiten)
Bei Menschen, die häufig aus Überforderung übergriffig werden, kann es sich sowohl um pflegende Angehörige als auch um professionelle Pflegekräfte von ambulanten Pflegediensten oder stationären Einrichtungen handeln. Da Misshandlungen oft gar keine Spuren hinterlassen oder diese schwer von Krankheitsfolgen zu unterscheiden sind, bleiben viele Gewaltvorfälle im Verborgenen. Hinzu kommt, dass pflegebedürftige Menschen selbst selten Strafanzeige erstatten können oder wollen.
Deswegen ist die Polizei in besonderem Maße auf Ihre Unterstützung angewiesen! Nur mithilfe von aufmerksamen Angehörigen und dem sozialen Umfeld können Überlastungen und Verdachtsfälle erkannt und pflegebedürftige Menschen geschützt werden.
Die Polizei Berlin hat im Rahmen eines Forschungsprojekts zum Thema „Gewalt in der Pflege“ neue Schutzstrategien entwickelt, um Gewaltvorkommnisse besser verhindern, entdecken und verfolgen zu können. Das kann nur gemeinsam gelingen! Deswegen wurde das „Netzwerk Gewaltfreie Pflege“ ins Leben gerufen, das sich für eine sichere, würdevolle und gewaltfreie Pflege in Berlin einsetzt. Hier stehen Ihnen diverse Ansprechpersonen und niedrigschwellige Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Verfügung, egal ob Sie Verdachtsmomente bemerkt haben, als Pflegeperson an Ihre Belastungsgrenze kommen oder sich selbst unzureichend gepflegt fühlen.

Wenn Sie Anhaltspunkte für Gewalt oder Vernachlässigung wahrnehmen, können Sie dies der Polizei jederzeit schriftlich oder mündlich (auch anonym) mitteilen:
• bei jedem Polizeiabschnitt
• online über die Internetwache (www.internetwache-polizei-berlin.de)
• direkt bei der zuständigen Fachdienststelle im LKA
o Hinweistelefon mit Mailbox: 030 4664 912555
o E-Mail: LKA123@polizei.berlin.de
• Im akuten Notfall wählen Sie unbedingt den Polizeinotruf 110!
Möchten Sie weitere Informationen rund um das Thema? Dann besuchen Sie die Homepage des Netzwerks Gewaltfreie Pflege:

https://www.berlin.de/polizei/aufgaben/praevention/paris