Steigender Bedarf für psychotherapeutische Behandlung für
pflegende Angehörige

Einen Angehörigen dauerhaft zu pflegen übersteigt häufig die Kraft der pflegenden Person. 78 Prozent der familiär Pflegenden spricht von einer starken oder sehr starken Belastung. Der 24-Stunden-Einsatz unter Dauerstress ist Ressourcen zehrend und geht auf Kosten der Angehörigen, sei es in zeitlicher, finanzieller aber auch psychischer Hinsicht. Häufig bleibt keine Zeit für ausgleichende Freizeitaktivitäten oder soziale Kontakte, finanzielle Belastungen bereiten Kopfzerbrechen, und helfende Einrichtungen erweisen sich nicht auf allen Ebenen als hilfreich, beispielsweise bei emotionalen Themen. Mit zunehmender sozialer Isolation steigt die Frustration, das Unverständnis über mangelnde Unterstützung und die eigene Hilflosigkeit. Hinzu kommt die emotionale Belastung, für einen anderen Menschen die volle Verantwortung zu tragen und damit oft allein zu sein. Angesichts der Belastungen wird die pflegende Person, meist die Lebenspartnerin in fortgeschrittenem Alter eines beispielsweise demenzerkrankten Mannes, mit der Zeit selbst geschwächt und entwickelt in mehr als der Hälfte der Fälle krankheitswertige psychische und psychosomatische bzw. körperliche Beschwerden als Ausdruck ihrer Überlastung, die einer professionellen Behandlung bedürfen.

In der Berliner Gesundheitsversorgungslandschaft gibt es bereits ein vielfältiges Angebot für pflegebedürftige Personen und ihre Angehörigen bezüglich materieller und personeller Unterstützungsmöglichkeiten sowie im Bereich Mobilität und Betreuung. Ganzheitliche Behandlungsangebote, die auch die emotionale krankheitsauslösende Belastungssituation der pflegenden Angehörigen mitberücksichtigen, sind eher die Ausnahme. Zur tatsächlichen spezifischen professionellen Behandlung erkrankter pflegender Angehöriger kommt es in den wenigsten Fällen. Dieser Patientengruppe nimmt sich beispielsweise seit mehreren Jahren das MVZ Psychische Gesundheit am Bundesplatz an. „Wir behandeln gezielt medizinisch, sozio- und psychotherapeutisch und finden individuelle Lösungen, damit der Pflegefall nicht zur Pflegefalle wird“, so die Idee des MVZ-Leiters Dr. Norbert Panitz,persönlicher Ansprechpartner für betroffene Menschen. Dazu gehören auch professionell pflegende Personen, die nicht selten ebenso unter dem Konfliktstoff „Pflege“ erkranken.

Erste Anzeichen einer Erkrankung verspüren pflegende Angehörige in typischen Symptomen wie Vereinsamung, Rückzug, Erschöpfung, erhöhter Reizbarkeit, depressiver Verstimmung, Ängsten, Schlafstörungen, wechselnden Schmerzen oder Antriebslosigkeit, aber auch in vielfältigen körperlichen Beschwerden bis hin zu suizidalen Krisen. Dazu gesellen sich Gefühle der Überforderung, Hilflosigkeit, familiäre Konflikte, Einsamkeit und Isolation, die zuletzt begleitet werden von der Ausweglosigkeit der Pflegesituation insgesamt. Immerhin erstreckt sich eine Pflege im Durchschnitt über zehn Jahre.

Umso wichtiger ist eine langfristige und konstante Begleitung und Behandlung beispielsweise in wöchentlichen Selbsthilfe- oder therapeutischen Gruppen. Im Gruppengeschehen entstehen individuelle, heilsame, psychotherapeutische Prozesse, die die Lösung aktueller Konflikte und die psychische und körperliche Stabilität der Pflegenden zum Ziel haben. Viele Patient*innen profitierten sichtlich vom Austausch und der Stärkung durch die Gruppe und davon, soziale Kontakt zu Menschen in einer ähnlichen Lage zu haben. Ergänzend können fachärztliche Behandlungen wie Medikationen oder Kriseninterventionen sowie sozialmedizinische Unterstützung zur Stabilisierung Betroffener beitragen. Spezifische Angebote im Einzel- oder auch Gruppensetting werden sowohl von privaten als auch von gesetzlichen Krankenkassen übernommen

Die Bilanz spezifischer therapeutischer Angebote für pflegende Angehörige ist durchweg positiv, so die Datenlage. Angesichts des demographischen Wandels wird sich die Versorgungslage dieser Patientengruppe weiter verschärfen und die Nachfrage nach angemessenen und vor allem gezielten und konzeptualisierten Behandlungsangeboten steigen. Umso wichtiger wäre eine flächendeckende Verbreitung therapeutischer Maßnahmen für die wachsende Patientengruppe pflegender Menschen.

MVZ Psychische Gesundheit Dr. Panitz
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